Eine Stadt von Welt in einem Tag

Tobias Fahrtenberichte, International Leave a Comment

Eine Stadt.
50 000 Menschen aus 170 Ländern der Welt.
Eine Leidenschaft, die alle teilen.
Eine „Altstadt“ bestehend aus Workshops zu globalen Entwicklungen, Umweltproblematiken und Ideen, um die Zukunft nachhaltiger zu gestalten.
Eine Stadt, in der sich 50 000 Jugendliche treffen, um eine Bewegung zu leben, die die Welt oder zumindest die Leben von 40 Millionen Menschen verändert.

Aber alles nochmal auf Anfang.
Letzten September traf ich zum ersten Mal meine „Unit“: 40 Menschen, mit denen ich im Sommer 2019 zum 24. Weltpfadfindertreffen, dem sog. World Scout Jamboree, nach Nordamerika fliegen würde. Ein Wochenende lang hatten wir Zeit in dem wild zusammengewürfelten Haufen aus ganz Bayern die ersten Kontakte zu knüpfen. Bis zum März gab es drei solcher Unittreffen. Im Mai stand das Kontingentstreffen aller 1.300 Pfadfinder aus Deutschland an, die nach Amerika fliegen würden.

Am 19. Juli war es dann soweit. Wir steuerten in einem Flieger, gefüllt mit Vorfreude, ein wenig Anspannung und vor allem ganz vielen Pfadfindern das größte Abenteuer unseres Lebens an. Ein paar Tage später kamen wir schließlich in West Virginia an, wo wir gemeinsam mit 50.000 14-18 Jährigen und unzähligen Helfern innerhalb eines Tages die größte Stadt des Staates errichteten – aus Zelten.

Allein bei der Eröffnungszeremonie am Abend gab es mehrere Momente, die problemlos Allen Gänsehaut bescherten. So zum Bespiel die inspirierende Rede von Bear Grylls, dem Vertreter der weltweiten Pfadfinderschaft, der u.a. feststellte :

Scouts are changing our society for the better, from inside out – an unstoppable force for good – and we are just only getting started.

Bear Grylls

Oder die die Zeremonie abschließende Drohnenshow mit mehren hundert Drohnen, die den Nachthimmel beleuchteten, unterschiedliche Formationen einnahmen, wie z.B. das Logo des Weltpfadfinderverbandes oder einen Bärenkopf, der dann auch noch begann, sich zu drehen. Die insgesamt 10 Tage auf dem Jamboree waren vollgepackt mit Highlights wie solchen. So sangen an einem anderen Tag in der Show „Broadway sings Disney“ die originalen Broadwayschauspieler Lieder aus Musicals wie König der Löwen, Tarzan, Mary Poppins und anderen Klassikern und schlossen den wunderschönen Abend mit einer einzigartigen Version von „Let it go“ aus Frozen ab, bei der ausnahmslos alle mitsangen.


Der Umstand, dass man hier aus so unglaublich vielen Ländern zusammengekommen war, wurde am „Food and Culture Day“ erst so richtig real. Jede Unit bereitete einen Stand vor, an dem man meist typisch essen oder etwas über Traditionen und Geschichte des jeweiligen Landes lernen konnte. Ich persönlich fand an diesem Tag heraus, dass eine liechtensteinische Spezialität, deren Namen ich leider vergessen habe, meine neue Leibspeise werden sollte, dass ich englische „marmelade“ absolut verabscheue, schwedische Süßigkeiten unglaublich lecker sind, wohingegen ich bereue, jemals japanische Fischsuppe probiert zu haben.
Eine Freundin aus meiner Unit fasste den Rest der Reise schön zusammen:

„Nicht nur das Jamboree auch die Nachtour entlang der Metropolen der Ostküste war unvergesslich.”

Die Abende in den Hostels waren unbeschreiblich schön und abends mit euch Karten zu spielen habe ich sofort vermisst. (Danke, dass ich jetzt auch Schafkopf kann.)
Bei Gewitter immer noch den größten Spaß zu haben, obwohl man klatschnass ist, kann man nicht mit jedem und der Abschied war schwer, denn auf einmal wurde mir bewusst, dass dieses Abenteuer vorbei war.“ Und nun gehört diese Stadt der Vergangenheit an, doch sie wird weiterleben und wachsen durch die Eindrücke, die sie in den Menschen hinterlassen hat, die dort waren. Die Menschen, die nun wieder auf dem gesamten Erdball verteilt wohnen und nie wieder so zusammenkommen werden. Doch da, wo diese Menschen hingehen und Dinge erzählen und andere Menschen an den Erlebnissen aus dieser Stadt teilhaben lassen, wird diese Stadt wachsen – und das wird sie, denn diese Stadt hat Menschen verändert und Augen geöffnet.

Pfadfinder verändern unsere Gesellschaft zum Guten, von innen heraus – ein unaufhaltsames Streben – und wir sind erst am Anfang.

Bear Grylls

– Miriam Glas

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